„Eigentlich wollte Maria Mohr nur ihrer als Nonne lebenden Tante Ingrid und deren glühende Leidenschaft für den längst verstorbenen spanischen Mönch Rafael Arnáiz Mohr filmisch auf die Spur kommen. Bald erweiterte sich die Auseinandersetzung, Mohrs eigenes Verhältnis zu ihrem jung an einer unheilbaren Krankheit verstorbenen Bruder kam ins Spiel. Der fertige Film ist nun wie ein Dialog über unterschiedliche Vorstellungen von Liebe und Geschwisterlichkeit – was schwergewichtig klingt, ist durch den humorvollen Ton überraschend leichtfüßig.
Ihre persönliche Forschung öffnet die Regisseurin durch sparsame Fragen und Kommentare aus dem Off für den Zuschauer, der angeregt wird zur eigenen Reflektion über die Frage, was es bedeutet, ein erfülltes Leben zu haben. Die Kamera folgt Ingrid hinter Klostermauern, die sonst keinen filmischen Zugang dulden, und nimmt mit auf eine erhellende und oft überraschend amüsante Reise durch Traditionen und Widersprüche des gelebten Katholizismus, vom mittelalterlichen Reliquienkult bis zu modernen Marketingerwägungen. So unterschiedlich sind die Welten nicht: Auf der Reise nach Rom zu Rafaels Heiligsprechung ähneln die mitreisenden Mönche und Nonnen bis ins Detail (Fanschals!) einem Fussballfanclub.“

rezension von susanne stern / quelle: ZITTY 7/2011

Kommentarfunktion geschlossen.